Wie wird das Areal des Haus der Statistik in Zukunft nun aussehen? Die Antwort auf diese Frage erwarteten Viele mit Spannung und wurde, wenn auch noch nicht gänzlich abschließend, mit der Veranstaltung am 16.01.2019 ein gutes Stück klarer.
Die Planungs-Teams haben sich in den vergangenen drei Monaten intensiv mit einer möglichen Bebauung und dadurch auch einem neuen Image des Areals am Alexanderplatz beschäftigt. In verschiedenen Austauschformaten konnten sie mit den Koop5 und der Stadtgesellschaft ein Konzept entwickeln, das dem Gemeinwohl unterliegt, Vielfalt und Innovation ausstrahlt. Das Interesse war bereits in den vergangenen Monaten groß und wurde in dieser Veranstaltung noch überboten. Dafür danken wir allen, die sowohl bei bisherigen Workshops, Planungslaboren, im Café Statistik, als Delegierte etc. mitwirkten und nun auch den Weg in den BVV-Saal auf sich genommen haben!
Zum Start der Veranstaltung begrüßten Frau Lüscher, Senatsbaudirektorin, und Herr Gothe, Bezirksstadtrat von Mitte, die zahlreich erschienen Besucher:innen (wir schätzen 300-350 Personen). Beide betonten die Besonderheit des Prozesses, der für die Stadtentwicklung neue Ansätze der Mitwirkung erprobt. Ziel ist es, ein Quartier für Alle zu schaffen, das mit einem neuen Vorzeichen vorangeht und ergänzende Qualitäten zum hochkommerziellen Alexanderplatz bietet. Zudem wird das „Rathaus der Zukunft“ für Mitte in das Quartier integriert, wodurch die lokale Demokratie gestärkt wird.
Auch das Obergutachter:innengremium war an diesem Abend anwesend. Herr Scheuvens (Vorstand des OGG) erklärte, dass am folgenden Tag das Abschlusskolloquium zur Beurteilung der Entwürfe stattfinden wird. Dafür sei der heutige Abend von besonderer Bedeutung, da die Stimmen der Anwesenden noch einmal gehört werden sollen, um Teil der abschließenden Entscheidung zu werden.
Nach den einführenden Worten, war es an den Planungs-Teams, ihre finalen Entwürfe vorzustellen:
Das Planungs-Team, bestehend aus ISSS research&architecture, Octagon Architekturkollektiv und MAN MADE LAND hat seine Besonderheit in den Pavillons, die durch das Erdgeschoss hindurchfließen und so Raum für Interaktion und Kreativität bieten. Für die Bebauung sehen sie drei Gebäudekomplexe mit innenliegenden, begrünten Höfen vor, die sich in je unterschiedliche Richtungen öffnen.
COBE Berlin und Studio Sörensen sehen den Begegnungsraum und die Qualität des Quartiers in einem großen zusammenhängenden Freiraum. Er ist dem Quartier innenliegend und wird von eine Randbebauung in unterschiedlichen Höhen gefasst. Ein besonderes Erlebnis im Quartier soll das große Gewächshaus im Innenhof und der vielseitig bespielbare Pavillon am Eingang des Quartiers vor Haus A ermöglichen.
Das Planungs-Team Teleinternetcafe Architektur und Urbanismus und Treibhaus Landschaftsarchitektur bildet die Vielfalt der Akteur:innen und Nuttzer:innen auch in der Gebäude- und Freiraumstruktur ab. Verschieden ausgerichtete Plätze, Stadtzimmer, Dachlandschaften und Experimentierhäuser sollen dies ermöglichen. Eine gassenartige Erschließung soll einen menschlichen Maßstab und Aufenthaltsqualität ausstrahlen.
Den Präsentationen anschließend gab es Raum für Diskussion und Austausch. Viele Teilnehmenden hatten Nachfragen und mitunter auch Bedenken zu den Entwürfen. Betroffen waren einzelne Details der Entwürfe, aber auch die Gesamtplanung, die aller Entwürfe zugrunde liegt.
Sorgen wurden insbesondere im Umgang mit dem (Liefer)Verkehr (der bei allen Entwürfen über die Beroliner Straße abgewickelt wird), einer baulichen Übernutzung des Quartiers, der Vernetzung mit dem Nachbarquartier und der zu erwartenden Lärmemissionen geäußert. Als sehr positiv wurde die Nutzungsvielfalt aufgenommen, die alle Entwürfe anstreben. Im speziellen wurden die Experimentierhäuser von Teleinternetcafé und Treibhaus und der Pavillon von Cobe und Sörensen gelobt. Jenseits der einzelnen Entwürfe wurden Themen angesprochen, die der Stadtgesellschaft von Bedeutung sind. Dazu gehört, dass in der Umsetzung auf nachhaltige Bauweisen, Bezahlbarkeit und den demografischen Wandel (Können dort auch ältere Menschen leben?) geachtet werden müsse. Einen besonderen Impuls könne zudem ein „kooperativer Supermarkt“ geben.
Auch der Umgang miteinander wurde besprochen. Zum einen wurde darauf hingewiesen, dass die Fachsprache der Planer:innen für den Einbezug der Stadtgesellschaft hinderlich sei. Andererseits sei wichtig zu verstehen, dass in den Entwürfen sehr viele Details und Gedanken stecken, die in der Kürze der Zeit vollständig dargestellt werden können. Deshalb sei es wichtig, sich nicht auf einzelne unbeliebte Aspekte zu versteifen, sondern auch Gefallen zu nennen und den Prozess weiterzuführen.
Als Abschluss des Verfahrens konnten im Foyer des BVV-Saals nochmals alle Entwürfe im Detail betrachtet werden. Vertreter:innen der Planungs-Teams sowie auch die Mitglieder des Obergutachter:innengremiums standen dabei Rede und Antwort.