Geschichte

Das Haus der Statistik ist ein Ort mit vielschichtiger Geschichte – geprägt von Umbruch, Unsichtbarkeit und Wiederaneignung.

Bevor das heutige Gebäude entstand, befand sich hier eine kleinteilige Nachbarschaft, darunter das jüdische Altenheim Gerlachstraße. Während der NS-Zeit wurde dieses beschlagnahmt und als Sammellager für ältere jüdische Menschengenutzt. Über 2.000 Menschen wurden von hier aus in Konzentrations- und Vernichtungslager deportiert – ein weitgehend vergessener Teil der Stadtgeschichte.

Trotz Denkmalschutz wurde das Gebäude 1955 abgerissen. Ab Ende der 1960er Jahre wurde das Gelände vollständig neu überbaut: Es entstand der dreiteilige Gebäudekomplex des Haus der Statistik nach Plänen der Architekten Manfred Hörner, Peter Senf und Joachim Härter, ausgeführt in Stahlbetonskelettbauweise.

Zwischen 1968 und 1970 erbaut, war das Gebäude Sitz der Staatlichen Zentralverwaltung für Statistik der DDR. Mit der Wiedervereinigung ging das Haus in den Besitz der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) über. In den 1990er und 2000er Jahren beherbergte es u. a. den Berliner Dienstsitz der Gauck- bzw. Birthler-Behörde, die mit der Aufarbeitung der Stasi-Akten betraut war.

Seit 2008 stand der Komplex leer – mit dem Plan, ihn zugunsten eines Neubaus abzureißen. Doch im Jahr 2015 sorgte eine künstlerische Intervention für einen Wendepunkt: Die Initiative Haus der Statistik machte mit einem fiktiven Baustellenschild auf das Potenzial des Ortes aufmerksam. Der Vorschlag: eine gemeinwohlorientierte, kooperative Nutzung des Bestands.Mit breiter zivilgesellschaftlicher Unterstützung wurde der geplante Abriss gestoppt. 2017 ging das Gebäude im Rahmen des Hauptstadtfinanzierungsvertrags vom Bund an das Land Berlin über – und wurde damit zur Grundlage für das heutige Modellprojekt.

Blick auf die Bauten in der Karl-Marx-Allee // Foto: Bundesarchiv