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Hamletmaschine
16. August 2020 | 19:30 – 21:00
Im Jahr 2020 ernten wir erneut die Saat Europas. Die gewaltsame Vergangenheit mit ihrem Leichenmeer ragt in jedem Augenblick in die Fasern der Gegenwart und in jede mögliche Zukunft hinein. Ein Weiterleben, ein Besserleben scheint unmöglich geworden zu sein. Die Ruinen Europas: Hinter uns, vor uns, in uns und um uns herum. Auf der Bühne ein Sandkasten voller Leichen und der goldene Gong.
Die Hamletmaschine zeigt sich als ein Ort, an dem Atmen und Töten gleichbedeutend sind. Dieser Ort, an dem die Dialektik der Gewalt alles zu verschlingen scheint, wird von zwei letzten Menschen in einem immer wieder zu vollziehenden Ritual auf seine Risse und Öffnungen hin untersucht. Eine stotternde Beschwörungsformel, eine stolpernde Suche nach Orientierung im Innenraum der Maschine. Die Hoffnung: Der blutigen Luft einen Atemzug abzuringen. Ein Schimmern von Möglichkeit irgendwo zwischen Desinteresse, Belustigung und existenziellem Einsatz der Lebenssäfte. Zwischen dem Wunsch nach Maschine und Mensch.
Die Spielenden, mal Zeremonienmeister und -meisterinnen, mal gebeutelte Objekte des Rituals, werden immer wieder vor die Frage gestellt: Spreche und stolpere ich weiter, oder gehe ich nach Hause? Und: Woher kommt immer das ganze Blut im Raum? Und ist der „Engel mit dem Kopf im Nacken“ der Engel der Geschichte, oder hat er sich das Genick gebrochen, im Sturz von einer Bierbank? Während sie sich, zwischen zwei Schlägen des ewigen Gongs, in Wäldern aus baumelden Leichenbeinen verirren, Tote ausgraben, Kopfstand üben und Mütter zunähen, wird es vielleicht deutlich werden, warum die Madonna Brustkrebs hat.
Im Jahr 2020 ernten wir erneut die Saat Europas. Die gewaltsame Vergangenheit, mit ihrem Leichenmeer, ragt in jedem Augenblick in die Fasern der Gegenwart und in jede mögliche Zukunft hinein. Ein Weiterleben, ein Besserleben scheint unmöglich geworden zu sein. Aber dennoch muss es vollzogen werden, das Ritual, dessen Sinn hoffentlich beim Schlagen des letzten Gongs verständlich wird, in dem zwei Menschen vollziehen und vollzogen werden. Irgendwie kommen sie rein, irgendwie kommen sie raus und zwischendurch bluten sie.
Spielende: Stephanie Amarell/Julius Böhm; Regie: Henry Schlage; Bühnenbild: Sarah Wolters/Henry Schlage; Kostüm: Sarah Wolters; Musik: David Heim/Andrew Clarke
Tickets unter: Kontakt@nie.zone
weitere Termine:
22.08.20: 19:30 // 23.08.20: 19:30 // 29.08.20: 19:30 // Einlass 19:00