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WENN DIE BEGRÜSSUNGSREDEN VERKLINGEN + ZWEIERLEI ASYLRECHT
23. Januar 2022 | 19:00 – 22:00
Navina Sundaram, OmeU
Im Anschluss gemeinsame Diskussion mit Mareike Bernien und Merle Kröger
Wenn die Begrüßungsreden verklingen
Navina Sundaram, BRD 1979, 44 Min.
Zweierlei Asylrecht
Navina Sundaram, BRD 1979, 10 Min.
Wenn die Begrüßungsreden verklingen beginnt mit der Ankunft einer Gruppe von “boat people” in Frankfurt – Geflüchtete aus Vietnam, die eine neue Heimat in der Bundesrepublik finden sollen. Navina Sundaram begleitet mehrere Familien und Gruppen in unterschiedlichen Stadien der staatlich geregelten Integration: 3-Stufen-Pläne für “Kontingentflüchtlinge”, ehrenamtliche Stadtführungen mit beflissenen Einheimischen, Deutschkurse, Wohnprogramme und begleitende Sozialarbeit. Der Film wirft einen kritischen Blick auf den Umgang mit Migrant*innen, die “politisch gut zu vermarkten” sind: “Liebsame antikommunistische Asylanten” heißt es sarkastisch im Kommentar über die Menschen, die höflich und geduldig die Gönnerhaftigkeit und Bevormundung gutmeinender Bürger*innen ertragen. Eindrücklich endet der Film mit dem Beispiel der jungen Hoan, die zwischen vietnamesischer Tradition und deutscher Gegenwart, zwischen Loyalität und Emanzipation nach einer eigenen Identität sucht. Zweierlei Asylrecht ist der erste von vier Beiträgen von Navina Sundaram für das Magazin Panorama, die um die Themen Asylrecht und Rassismus in der Bundesrepublik kreisen. Amnesty International betreut “Kontigentflüchtlinge” kurdischer Herkunft aus dem Irak, die theoretisch den gleichen Status haben wie Geflüchtete aus Vietnam. Für die Kurd*innen jedoch bleiben Begrüßungsreden von staatlicher Seite aus, sie sind auf individuelle Hilfe und Unterstützung angewiesen. Am Schluss steht das Plädoyer, der Artikel 16 des Grundgesetzes müsse für alle Geflüchteten gleichermaßen gelten: Politisch Verfolgte genießen Asylrecht.
Die Veranstaltung ist Teil der Programmreihe
16.01.2022 bis 27.02.2022
DIE FÜNFTE WAND – Archivsichtungen mit Filmen von Navina Sundaram
Kuratiert von Merle Kröger und Mareike Bernien
ARD, ein Sonntagabend Mitte der 1970er Jahre, gegen 19 Uhr: „Guten Abend, meine sehr verehrten Damen und Herren, ich begrüße Sie zur heutigen Ausgabe des Weltspiegel.“ Der Name der Moderatorin: Navina Sundaram. Eine Inderin im deutschen Fernsehen? Als politische Redakteurin und Auslandskorrespondentin womöglich? Unvorstellbar! Wie lesen sich 50 Jahre bundesdeutsche Zeitgeschichte durch die Augen einer Frau, die sich in einer von Männern und deutscher Mehrheitsgesellschaft dominierten Öffentlichkeit ihre Sichtbarkeit im doppelten Sinne erkämpfen musste? Die sich bis heute standhaft verweigert, sich für eine einzige Heimat, eine einzige Identität zu entscheiden? Und die dennoch für sich das Recht beansprucht hat: “gekommen, um zu bleiben”? Aufgewachsen in New Delhi, seit 1970 als Filmemacherin, Reisekorrespondentin und Moderatorin tätig. Sie nimmt kein Blatt vor den Mund, schreibt, mischt sich ein. Die fünfte Wand stellt die innenpolitischen Fernsehbeiträge Navina Sundarams aus den Jahren 1973 bis 1983 erstmals dem Berliner Publikum vor. Sundarams Blickpunkt einzunehmen, ihre Reportagen, Beiträge und Moderationen ins Zentrum zu stellen, heißt gleichzeitig von Innen und Außen auf bundesdeutsche Fernsehgeschichte zu schauen. Dabei steht sie im Zentrum als eine Autorin, die journalistisch Position bezieht: zu Internationalismus und Dekolonisierung, Klassenfrage, Rassismus, Einwanderung, zu indischer und bundesdeutscher Politik. Ergänzt werden die Filme durch Dokumente, Kommentare und weitere Fundstücke aus dem Archiv. Natürlich immer Sonntag abends, um 19 Uhr.
Gefördert durch die Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Europa und in Kooperation mit dem Projekt Archive außer sich des Arsenal – Institut für Film und Videokunst und der Bundeszentrale für politische Bildung