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Rainbow Week Ausstellung
20. Juli 2020 | 13:00 – 24. Juli 2020 | 18:00
Parallel zu den Pride Weeks und dem diesjährig nur digital stattfindenden Christopher Street Day, widmet sich das Haus der Statistik mit der Rainbow Week in einer Ausstellung und einem begleitenden Abendprogramm queeren Perspektiven in der Kunst. Die Ausstellung zeigt Werke aus den Bereichen Fotografie, Installation, Film, Skulptur und Performance.
Dass queere Identität nicht fixiert, sondern vielmehr beweglich prozesshaft und in historischen sowie gesellschaftlich-sozialen Zusammenhängen zu reflektieren ist, machen die Werke der Ausstellung auf unterschiedliche Weise eindrucksvoll deutlich.
Karolina Breguła porträtierte 2003 in Polen queere Paare in scheinbar gewöhnlichen und sich wiederholenden Einstellungen beim Spaziergang im urbanen Raum. Mit dieser alltäglich anmutenden Darstellung unterstreicht Bregułas Fotoserie unter dem Titel „Niech nas zobaczą“ („Sollen sie uns doch sehen“) die Ähnlichkeiten zwischen den Betrachter:innen und den aufgenommenen Paaren fotografisch. Breguła wollte mit ihren Fotografien die Toleranz für schwules und lesbisches Leben in der polnischen Gesellschaft fördern. Trotzdem (oder gerade deswegen) wurden Bregułas Fotografien, die 2003 in Polen nicht nur in Ausstellungen, sondern auch in der ersten polnischen öffentlichen Plakatkampagne gegen Homophobie gezeigt wurden, auch als großformatige Provokationen aufgenommen und mit massiven homophoben Reaktionen beantwortet. Plakatwände wurden verwüstet, die Presse berichtete negativ, es gab anonyme Aufrufe, die Fotografierten zu vertreiben und zu schlagen. Diese Reaktionen lösten in Polen eine Debatte über die Intoleranz gegenüber Lesben und Schwulen aus.
ClaudeHilde kritisiert in ihrem Werk „C+H = CH“ Geschlechterrepräsentationen und inszeniert die Geburt eines dritten Geschlechts: „clothilde“, das aus den eingefahrenen Repräsentationen ausbrechen kann, nur um im Loop der Filme von neuem demontiert und rekonstruiert zu werden. Zwei Projektionen der dreikanaligen Installation sind dabei nach männlichen bzw. weiblichen Bildstereotypen aufgeteilt, der Franzose Claude und die Deutsche Hilde agieren in symbolischen, sinnlosen klischeehaften und genderspezifisch konnotierten Aktivitäten als Spiegelbild des jeweils „Anderen“. Bedrohliche Einstellungen von Polizeiaufgebot und Demonstrierenden unterwandern diese Einteilung. Die künstliche Aufrechterhaltung längst überholter Geschlechternormen wird parallel zur Konstruktion eines überdimensionalen Hymen aus Flüssiglatex gesetzt. Durch die Geburt des dritten Geschlechts wird das Hymen zerstört und die Bilder von Weiblichkeit und Männlichkeit aufgelöst. Doch so wie das Hymen in zyklischen Wiederholungen rekonstruiert wird, bauen sich auch die Bildrepräsentationen der binären Geschlechterstruktur von Neuem auf.
Lene Pottgießer und Christian Hödl spinnen in ihrer filmischen Arbeit „Fame“ den Faden von der Frage nach Geschlechterrepräsentationen und deren Performativität weiter. In einer Coming-of-Age Geschichte wird die Suche nach der eigenen sexuellen Identität der Protagonist:innen an das Reality-TV Format der Castingshow und dessen Geschlechterdarstellungen zurückgebunden. Fast wie im Nebenbei entsteht hier durch Montagen von Archivmaterial aus Schönheitswettbewerben (vor allem des Bayrischen Rundfunks) auch eine Geschichte der medialen Vermitteltheit von Geschlechterstereotypen und Schönheitsidealen.
Kuration Ausstellung: Gwendolin Kaesdorf, „Niech nas zobaczą“ als Leihgabe von Katte e.V.